Das können Sie als pflegender Angehöriger tun
Das ging schnell! Oft ist es so, dass man von jetzt auf gleich zum pflegenden Angehörigen wird – zum Beispiel nach einem Unfall oder Schlaganfall. Zeit für eine Vorbereitung auf die neue Situation bleibt einem dann nicht. Wenn im engen Familien- oder Freundeskreis eine geliebte Person pflegebedürftig wird, ist das ein emotionaler Vorfall, der gleichermaßen organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Ein holpriger Start für alle Beteiligten und Überforderung mit all den offenen Fragen sind oft die Folgen. Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige eine Orientierungshilfe und Tipps für die neue Situation erhalten.
Pflegegrad beantragen.
DIE BASIS FÜR ALLES WEITERE.
Um Pflegeleistungen zu erhalten, müssen Sie einen Antrag bei der Pflegekasse stellen. Kontaktieren Sie dazu einfach ihre Krankenkasse per Anruf oder E-Mail. Gut zu wissen: Die Pflegekasse muss den Antrag innerhalb von 25 Arbeitstagen bearbeiten, in dringenden Fällen auch noch schneller.
Ein Gutachter kommt zu Ihnen: der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) bzw. bei privat Pflegeversicherten der Gutachterdienst Medicproof. Wichtig ist, dass ein Angehöriger oder eine Pflegeperson bei diesem Termin dabei ist, und zeigen Sie die alltägliche Situation möglichst realitätsnah.
Anhand der Empfehlung des MDK im Gutachten entscheidet die Pflegekasse über den Pflegegrad. Die Entscheidung wird Ihnen in einem schriftlichen Bescheid mitgeteilt. In der Regel wird der ermittelte Pflegegrad bewilligt. Bei Ablehnung können Sie Widerspruch einlegen.
Insofern die Pflegekasse den angestrebten Pflegegrad bewilligt hat, erhalten Sie die Leistungen rückwirkend ab dem Monat, in dem Sie den Antrag gestellt haben. Außerdem erhalten Sie auch das Pflegegutachten des MDK. Mit der Anerkennung des Pflegegrades und den dazugehörigen Leistungen, sind Sie für alle weiteren Schritte aufgestellt.
Pflege zu Hause - Schaffe ich das?
WICHTIGE FAKTEN.
Unterbringung zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung? Diese Frage und die damit verbundene Entscheidung setzen nicht nur Ihnen zu. Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Allerdings hängt eine Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung stark vom Pflegegrad Ihres Angehörigen ab. Gerade für Menschen mit einer hohen Pflegestufe zwischen 3 und 5 ist die Pflege zu Hause oftmals von Vorteil:
- Komfort und Vertrautheit
- Individuelle Pflege
- Kostenersparnis
- Soziale Unterstützung im Kreise der Familie
- Niedrigeres Infektionsrisiko
Pflegende Angehörige – Sie sind nicht allein!
WICHTIGE TIPPS UND ORIENTIERUNGSHILFEN.
Für pflegen-]de Angehörige ist es von Vorteil, sich praktisches Pflegewissen anzueignen. Zum einen gibt medizinisches Grundwissen über die individuelle Pflegesituation Sicherheit – zum Beispiel für Notfälle. Zum anderen befähigt Sie das, leichter Entscheidungen zu treffen und das Beste für Ihren Angehörigen und sich selbst aus der Situation zu machen. Pflegekurse für Angehörige werden von Pflegekassen kostenlos angeboten und finden je nach Bedarf öffentlich in der Gruppe, individuell zuhause oder online statt. Sprechen Sie Ihre Pflegekasse an!
Die Pflege eines Angehörigen und die eigene Berufstätigkeit zu vereinbaren, ist herausfordernd und auf Dauer für viele Pflegende nicht aufrechtzuerhalten. Umso wichtiger ist es, dass Sie nicht in Ihrer Belastung untergehen, sondern wissen, dass es wichtige Absicherungen und Hilfen gibt. Eine Pflegeberatung bei einem Pflegestützpunkt in Ihrer Stadt ist deshalb schon zu Beginn der neuen Situation essenziell. Wenden Sie sich zum Beispiel an Verbände wie den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, die Arbeiterwohlfahrt oder den nächsten Sozialdienst in Ihrer Nähe.
Sprechen Sie mit Ihrer Pflegeberatung über diese Themen:
- Kurzzeitige Arbeitsverhinderung: Diese Hilfe ist vor allem für akute Situationen entlastend, um die neue Situation zu überblicken. Pflegende Angehörige haben die Möglichkeit, sich für maximal 10 Arbeitstage von der Arbeit freistellen zu lassen.
- Pflegezeit: Außerhalb einer Akutsituation können Arbeitnehmer:innen bis zu sechs Monate vollständig oder teilweise aus dem Job aussteigen, um einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause zu pflegen.
- Familienpflegezeit: Reichen sechs Monate nicht aus, können Sie bis zu 2 Jahre teilweise aus Ihrem Job aussteigen, um einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause zu pflegen. Während der Familienpflegezeit müssen Sie weiterhin mindestens 15 Stunden in der Woche arbeiten.
Einen Menschen zu pflegen, bedeutet körperliche und psychische Belastung. Die Einsicht ist oft ein Prozess, aber kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Dem Pflegenden und weiteren Angehörigen ist am meisten geholfen, wenn Sie körperlicher und psychischer Überlastung zuvorkommen. Die Maßnahmen können unterschiedlich aussehen und müssen zu den individuellen Bedürfnissen passen:
- Für viele Menschen ist es in belastenden Lebenssituationen wertvoll zu wissen, dass sie nicht allein sind. Ihnen hilft der persönliche Austausch mit anderen Menschen, die in der gleichen oder in einer ähnlichen Situation sind. Selbsthilfegruppen zum Austausch sind eine Abwechslung im Alltag und können psychischer Überlastung vorbeugen.
- Kuren für pflegende Angehörige können beantragt werden und bedeuten für viele die entscheidende Auszeit, um neue Kraft zu tanken.
- Vielen Menschen hilft schon die Unterstützung im Alltag durch einen organisierten Familienplan. Die Aufteilung der Aufgaben bringt Entlastung für alle.
Als pflegende:r Angehörige:r haben Sie eine Menge zu stemmen. Die Situation ist aufwühlend und herausfordernd zugleich. Die Akzeptanz, dass ein Familienmitglied wahrscheinlich nicht mehr selbstständig und mobil wird, kann intensiv sein. Die Entscheidung für ambulante Intensivpflege zu Hause kann ein wichtiger Schritt in Richtung Entlastung für Sie sein. Vergessen Sie sich selbst nicht – nehmen Sie Hilfsangebote an.
Bessere Pflege für alle.
ZU HAUSE IN PROFESSIONELLEN HÄNDEN.
Als pflegender Angehöriger haben Sie eine Menge zu stemmen. Die Situation ist aufwühlend und herausfordernd zugleich. Die Akzeptanz, dass ein Familienmitglied wahrscheinlich nicht mehr selbstständig und mobil wird, kann intensiv sein. Die Entscheidung für ambulante Intensivpflege zu Hause kann ein wichtiger Schritt in Richtung Entlastung für Sie sein. Vergessen Sie sich selbst nicht – nehmen Sie Hilfsangebote an.
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